Konzert in Fuchu-no-mori

Johann Strauss (Sohn)
Wiener Blut / Walzer
op. 354 (1873)

Im Frühling 1873 rüstete sich Wien für die bevorstehende Eröffnung der Weltausstellung. Die Feststimmung steigerte sich noch, als am 20. April Erzherzogin Gisela Prinz Leopold von Bayern ehelichte.
Auch die k. k. Hofoper nützte die Gunst der Stunde, um mit einem Ball am 22. April in den Räumen der Gesellschaft der Musikfreunde die Mittel ihrer Pensionskasse aufzustocken. In der Ruhestunde dirigierte Otto Dessoff ein «ernstes» Programm, dann präsentierte Johann Strauss (Sohn) an der Spitze des 80 Mann starken Opernorchesters seine eigens für den Ball komponierte Walzerpartie «Wiener Blut», op. 354. Der Titel war einer Sammlung «kleiner Culturbilder aus dem Volksleben der alten Kaiserstadt an der Donau» von Friedrich Schlögl, einem veritablen Bestseller, entlehnt.

Die «Blätter für Musik, Theater und Kunst» attestierten der Novität «Frische der originellen Melodie und echte[s] Tanzanimo»; das «Wiener Tagblatt» resümierte: «In diesen bald kecken, bald sentimentalen Dreivierteltakten rollt wirklich frisches, freies, echtes und rothes Wiener Blut.»

Die Erstausgaben für Klavier zwei- und vierhändig, Violine und Klavier, Zither sowie die Orchesterstimmen erschienen am 10. Juni 1873. Es war dies die erste Komposition von Strauss, die nach der Übernahme des Verlags Carl Anton Spina durch Friedrich Schreiber unter dem neuen Eigentümer publiziert wurde. Der verhältnismäßig kurze Zeitraum der Herstellung erklärt sich durch den Umstand, dass der Verlag den durch die Weltausstellung vergrößerten Absatzmarkt nützen wollte, der noch dazu internationale Kontakte versprach.

Eine wenige Jahre später erschienene Titelauflage nennt den dänischen König Christian IX. als Widmungsträger. In der von Adolf Müller jun. aus Melodien von Johann Strauss (Sohn) zusammengestellten Operette «Wiener Blut» figuriert das erste Thema des gleichnamigen Walzers als Schlussgesang; das zum geflügelten Wort gewordene Textincipit lautet:

«Wiener Blut, eigner Saft, voller Kraft, voller Glut».

Synopsis: Dr. Thomas Aigner

Johann Strauss (Sohn) : Wiener Blut / Walzer op. 354
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