Dass Kurt Wöss Spass verstand, stellt er selbst immer wieder unter Beweis. Er war ein Geschichtenerzähler von Gnaden, kannte unzählige Witze und wusste auch gut eine Gesellschaft zu unterhalten. Im Anschluss an ein Konzert in Niigata wurde Wöss und eine Abordnung des Orchesters in ein japanisches Restaurant eingeladen. Die gesellschaftliche, politische und kulturelle Haute voleé war versammelt und sogar eine Dolmetscherin.
Nach dem Essen brach die launige Stunde an. Wöss erzählte, die junge Dame dolmetschte. Und man lachte - mitunter herzlich, mitunter höflich, je nachdem, wie man seine Stories verstanden hatte.
Dann stach ihn plötzlich der Hafer und er begann wienerisch zu erzählen - eine lange Geschichte. Bin neugierig, wie dass das Mädchen meistern wird, dachte er. Kaum zu Ende, fing sie auch schon zu übersetzen an. Erstaunlich kurz und präzise, wie uns schien. Die Anwesenden bogen sich vor Lachen und ließen unseren Dirigenten wissen, dass sie kaum je so eine lustige Geschichte gehört hätten. Später am Abend sprach Wöss seine Dolmetscherin auf den "Erfolg" an, fragte sie, wie sie es denn geschafft hätte, seine Geschichte so gut zu übertragen. Zu seiner Überraschung erwiderte im die junge Dame nicht wie üblich fernöstlich höflich, sondern launig - vielleicht unter dem Einfluss des guten Sake - was sie den Leuten sagte: "Liebe Freunde, dies hier ist unser Gast, der mit jetzt eine Geschichte erzählte, die ich überhaupt nicht verstanden haben, die aber sehr lustig sein soll. Seid so nett, liebe Leute, und macht mir und unserer ganzen Nation einen Gefallen; blamiert uns nicht und lacht, wenn ich jetzt geendet habe, was das Zeug hält . . ."
(Quelle: Festschrift - 25 Jahre Japan, Autor Prof. Werner Lill)
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