Konzert in Kashiwazaki

Johann Strauss (Sohn)
Seid umschlungen, Millionen! / Walzer
op. 443 (1892)

Inmitten hektischer Vorbereitungen rund um die Uraufführung seiner Oper Ritter Pásmán kündigte Strauss in einem Brief vom 25. November 1891 seinem damaligen Verleger Friedrich August Simrock in Berlin plötzlich an, dass er dem befreundeten Komponisten Johannes Brahms einen Walzer widmen wolle, „populär, aber dennoch gewürzt und gepfeffert ohne Einbuße des Zweckes eines Walzers“.

Anfang Februar 1892 einigten sich Komponist und Verleger — einen Titelvorschlag des deutschen Schriftstellers Julius Stettenheim aufgreifend, Millionen seid umschlungen, auf den endgültigen Walzertitel Seid umschlungen, Millionen! nach Friedrich Schillers Ode an die Freude.

Zur selben Zeit stand auch bereits fest, dass der Walzer, einem Wunsch der Fürstin Pauline Metternich nachkommend, ein bedeutender Beitrag zu der von ihr organisierten und am 7. Mai 1892 zu eröffnenden „Internationalen Ausstellung für Musik und Theaterwesen“ in Wien sein sollte: Die Titelseite der verschiedenen Ausgaben zeigt das Ausstellungsgelände mit der Rotunde im Wiener Prater und die Aufschrift, „für die Internationale Ausstellung für Musik und Theaterwesen in Wien“.

Nach dem Misserfolg der Oper Ritter Pásmán am Neujahrstag 1892 im k. k. Hof-Operntheater wollte Strauss den neuen Walzer „seinem“ Wiener Publikum in bestmöglichem Rahmen vorstellen: Kurz vor dem 20. März 1892 bat er seinen Bruder Eduard, die Komposition am 27. März in dessen letztem Saisonkonzert im Großen Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien dirigieren zu dürfen, da die Strauss-Kapelle wegen einer Deutschlandtournee zur Ausstellungseröffnung im Mai nicht in Wien zur Verfügung stehen würde. Die Druckausgaben sollten aber erst zu Beginn der Ausstellung im Handel erhältlich sein, damit das Werk bis dahin nicht schon „abgespielt“ war. Eduard platzierte die Erstaufführung in den Mittelpunkt des Konzerts am 27. März 1892 als letzten Programmpunkt vor der Pause. Johann dirigierte, und zwei Wiederholungen mussten folgen. Brahms, dem das Werk tatsächlich gewidmet worden war, berichtete Simrock, dass der neue Walzer ihm und allen Anwesenden großes Vergnügen bereitet hat.

Text: Prof. Norbert Rubey

Johann Strauss (Sohn) : Seid umschlungen, Millionen / Walzer op. 443
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