Als die Direktion des Theaters an der Wien das Erscheinen der ersten Operette des Walzerkönigs Johann Strauss auf ihrer Bühne ankündigte, waren die Erwartungen des Publikums hoch gespannt. Aber als dieses Werk unter dem Titel "Indigo und die 40 Räuber" am 10. Februar 1871 Première hatte, waren die Meinungen der Zuschauer und der Kritik geteilt: die mühsam zusammengeflickte Handlung wurde allgemein getadelt, die Musik von Johann Strauss aber löste Stürme der Begeisterung aus. Dieser Gegensatz führte zum Beispiel in der Rezension am 12. Februar 1871 in der "Neuen Freien Presse" dazu, dass Eduard Hanslick den Vorwurf erhob: Ein Mann von dem Namen und dem Talent eines Johann Strauss hätte sich nie dazu hergeben dürfen, die Musik für dieses in der Handlung armselige, im Dialog beleidigend platte und gemeine Libretto zu komponieren. Über die Musik schrieb Hanslick unter anderem: Anmuthige Melodien und beflügelte Rhythmen muss man dem Werk nachrühmen. Der Kritiker Ludwig Speidel meinte im "Fremden-Blatt" vom 12. Februar 1871 u.a.: Wie leicht dahinhüpfend, wie anmutig plaudernd, wie unwiderstehlich kokett sind seine Polken. Das Ballett ist reich an pikanten Stellen. Speidels Urteil charakterisiert die Schnellpolka vortrefflich, die nach Motiven der Operette "Indigo und die 40 Räuber" am 28. Mai 1871 im Verlag Spina unter dem Titel "Die Bajadere" erschienen ist. Der erste Teil dieses Werkes besteht aus dem rasanten Schluss der Ballettmusik, die weiteren Motive stammen aus dem 2. und 3. Akt der Operette (Nr. 12 und Nr. 17, bzw. Nr. 18). Überdies hat Johann Strauss für eine besonders reizvolle Coda der Schnellpolka gesorgt, die den Beifall des Publikums geradezu erzwingt. Die erste Aufführung der "Bajadere" erfolgte bei einem Festkonzert der von Eduard geleiteten Strauss-Kapelle im Wiener k.k. Volksgarten am 16. Juni 1871, und zwar im Verein mit weiteren Tanzweisen nach Motiven der Operette "Indigo", aber auch mit der Ouvertüre zu Richard Wagners Oper "Rienzi" und einer Szene aus Giacomo Meyerbeers erfolgreichem Werk "Die Hugenotten."
Johann Strauss (Sohn): Die Bajadere / Polka schnell op. 351 © by WJSO-Archive
Mittwoch, 26. Oktober 201611.00 Uhr Wien ⁄ Musikverein ⁄ Großer Saal
Jubiläumskonzert | 1966 – 2016 | 50 Jahre Wiener Johann Strauss Orchester
Alfred Eschwé Dirigent
Programm Johann Strauss (Sohn) : Ouvertüre zur Operette «Waldmeister» Johann Strauss (Sohn) : Neues Leben / Polka française op. 278 Johann Strauss (Sohn) : Die Bajadere / Polka schnell op. 351 Josef Strauss : Dorfschwalben aus Österreich / Walzer op. 164 Josef Strauss : Die tanzende Muse / Polka mazurka op. 266 Josef Strauss : Vélocipède / Polka schnell op. 259 Josef Strauss : Transactionen / Walzer op. 184 Pause Johann Strauss (Sohn) : Ouverture zur Operette «Carneval in Rom» Johann Strauss (Sohn) : Geschichten aus dem Wienerwald / Walzer op. 325 Paul Hertel : Happy Birthday Johann Strauss! Johann Strauss (Sohn) : Perpetuum mobile / Musikalischer Scherz op. 257 Johann Strauss (Sohn) : Martha-Quadrille op. 46 Johann Strauss (Sohn) : Klipp-Klapp-Galopp / Polka schnell op. 466 Johann Strauss (Sohn) : Kaiser-Walzer op. 437 Zugabe Johann Strauss (Sohn) : Éljen a Magyár! «Es lebe der Ungar!» / Polka schnell op. 332 Johann Strauss (Vater) : Radetzky-Marsch op. 228
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