Am 22. November 1874 berichtete das "Fremden-Blatt" von neuen Operettenplänen des Walzerkönigs Johann Strauss. "Der Komponist arbeitet mit allem Fleisse an der Instrumentation seines neuesten Bühnenwerkes 'Wien im Jahre 1780' oder, wie der Titel jetzt definitiv festgestellt worden ist: 'Cagliostro in Wien'. Die Operette zerfällt in drei Abteilungen: 1. Ein Jubelfest auf der Türkenschanze, 2. Der Hexenmeister vom Blauen Herrgott, 3. Die Somnambule. Dieselben sollen ein historisch getreues Bild vom sozialen Leben in unserer Kaiserstadt im Jahre 1780 wiedergeben und dabei die höchst interessanten Figuren des genialen Schwindlers Cagliostro und seiner Lebensgefährtin Lorenza Feliciani in den Vordergrund stellen." Wie aus dieser Ankündigung hervorgeht, sollte Johann Strauss die so oft von Publikum und Kritik geforderte Gelegenheit erhalten, seine Erfindungsgabe in den Dienst einer wienerischen Handlung zu stellen. Dass die Textdichter Richard Genée und F. Zell dazu einen Stoff aus dem Jahre 1780 wählten, erwies sich als verhängnisvoller Irrtum. Johann Strauss verstand sich zwar, wie aus den ersten Szenen der Operette hervorgeht, auf historische wienerische Musik, aber diese lag ihm nicht im Blut; er war seinem ganzen Wesen und Temperament nach ein Mann seiner Zeit. In einer historischen Operette konnte er seine Eigenart nicht souverän entfalten. Das beeinträchtigte schliesslich den Erfolg dieser sehr interessanten, weil auf psychologische Probleme in einem ganz modernen Sinn hinweisende Operette. Die Première des Werkes, die am 27. Februar 1875 im Theater an der Wien gezeigt wurde, geriet in den Schatten zweier musikalischer Sensationen: der Uraufführung des "Deutschen Requiems" von Johannes Brahms und eines Konzerts unter der Leitung von Richard Wagner. Der Kritiker Ludwig Speidel meinte zwar: "In einem Atem zu nennen die Namen Richard Wagner, Johannes Brahms und Johann Strauss - ist es eine Sünde? Ich jedenfalls verzeihe sie mir." Aber dann war auch Ludwig Speidel seltsam gehemmt in seinem Urteil und lobte eigentlich nur das Sextett der alten Frauen, "eine trippelnde Polka" und "jenen Walzer, der alles übertrumpft, in welchem die Tanzseele von Wien atmet." Diese beiden Motive beherrschen auch die Musik der Ouvertüre zur Operette "Cagliostro in Wien". Diese bringt zwar nach einer Klarinetten-Kadenz zuerst ein apartes Moderato aus dem Terzett Nr. 11 im zweiten Akt: "Ja, ja, so war ich", und anschliessend eine flotte Polka (sie stammt aus dem Quintett Nr. 7: "Geschwindigkeit ohne Hexerei" aus dem ersten Akt.) Aber dann erklingt zum ersten Male, sorgfältig vorbereitet, der hinreissende "Cagliostro-Walzer", der in der Operette nicht dem Titelhelden, sondern seinem Diener Blasoni und der schändlich getäuschten Frau Adami zugeordnet ist: "Könnt ich mit Ihnen fliegen durchs Leben!" Nach einer Überleitung bietet die Ouvertüre die zierliche "Bitte schön"-Polka aus Nr. 9 (Chor der Frauen aus dem zweiten Akt: "Wundermann, lass in neuem Glanz wieder uns eilen froh zum Tanz, bitte schön, mach' uns jung, mach' uns schön") und nimmt noch einmal die Walzermelodie auf. Die Schluss-Steigerung geht vom Meno mosso im Finale des dritten Aktes aus: "Hörst Du, es nahen schon die Rächer" und sorgt für den bei Strauss üblichen brillanten Ausklang. Die erste Aufführung der Ouvertüre zu "Cagliostro in Wien" fand nicht am 27. Februar 1875 im Theater an der Wien, sondern bereits am 1. Februar 1875 im Sofiensaal statt, weil Johann Strauss das Werk beim Concordia-Ball präsentierte. Die Schriftsteller und Journalisten applaudierten begeistert.
Sonntag, 08. Dezember 200219.30 Uhr Wien ⁄ Musikverein ⁄ Großer Saal
Konzert im Wiener Musikverein
Leopold Hager Dirigent Michael Schnitzler Solovioline
Programm Johann Strauss (Sohn) : Ouverture zu «Cagliostro in Wien» Franz Schubert : "Kupelwieser-Walzer" für Klavier, D Anh. I, 14; instrumentiert von Gottfried von Einem Joseph Lanner : Favorit-Polka op. 201 Johann Strauss (Vater) : Gitana-Galopp op. 108 Émile Waldteufel : Die Schlittschuhläufer / Walzer op. 183 Richard Eilenberg : Petersburger Schlittenfahrt / Galopp (Bearbeitung Bruno Hartmann) op. 57 Pause Richard Heuberger der Ältere : Ouverture zur Operette "Der Opernball" Josef Bayer : Puppenwalzer nach Motiven aus dem Ballett "Die Puppenfee" Franz Lehár : Ungarische Fantasie / Magyar ábránd für Violine und Orchester Franz Lehár : Nechledil-Marsch Johann Strauss (Sohn) : Traumbild Nr. 2 Johann Strauss (Sohn) : Vom Donaustrande / Polka schnell op. 356 Johann Strauss (Sohn) : Bei uns z' Haus / Walzer op. 361 Zugabe Johann Strauss (Sohn) : Vergnügungszug / Polka schnell op. 281 Josef Strauss : In der Heimat / Polka Mazur op. 231 Hans Christian Lumbye : Champagner-Galopp op. 14
Wien ⁄ Musikverein ⁄ Großer Saal Musikvereinsplatz 1 1010 Wien Österreich Webseite Saal Information Anreise Information Ort auf Karte anzeigen
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