Johann Strauss war stets sehr höflich. Er hat sich zum Beispiel nach jeder Saison in Pawlowsk bei St. Petersburg vom seinem russischen Publikum mit einer neuen Komposition verabschiedet, die unter einem passenden Titel aufgespielt worden ist. In Wien mussten die meisten dieser Kompositionen umgetauft werden, weil der in Pawlowsk aktuelle Name in der Heimat seinen Sinn verloren hatte. So war es auch im Sommer 1859. In dieser Saison spielte Johann Strauss am 17. / 29. September im Vauxhall von Pawlowsk seine neue, offenbar bereits seit längerer Zeit vorbereitete Polka "Au revoir" ("Auf Wiedersehen") zum ersten Male auf und liess auch eine Stichvorlage mit dem Titel "Wiedersehens-Polka" herstellen. Da es in seinem Werkverzeichnis diese Bezeichnung bereits gab ("Wiedersehen-Polka"', op. 142), kehrte er gleichsam die Situation um: nun diente das Werk nicht mehr zum Abschied von Pawlowsk, sondern für einen "Gruss an Wien". Unter diesem Titel haben Johann Strauss es bei seinem ersten Auftreten in Wien am 20. November 1859 im k.k. Volksgarten aufgespielt und Carl Haslinger anschliessend im Druck erscheinen lassen. Dass diese Polka bereits vor dem Datum der Uraufführung geschrieben worden ist, kann auf Grund eines Artikels in der "St. Petersburger Zeitung", vom 11. / 23. Juli 1859 vermutet werden. Darin wird auf das nächste Benefiz-Konzert des Wiener Musikdirektors am selben Tage hingewiesen und im Zusammenhang damit heisst es nämlich: "Herrn Strauss' Muse spendet aus ihrem reichen Füllhorn wieder eine Anzahl neuester Gaben, ein hübsches Häuflein Kinder seiner jüngsten Laune, die er mit einem Talisman oder spiritus familiaris im Bunde erzeugen und als liebliche Tanzmelodien ins Leben hauchen muss, wenn er an Zeugungskraft kein Herkules. Muss man nicht staunen! Schon wieder zwei neue Walzer und drei Polkas, die doch alle erfunden, oder wenigstens aus dem Armel geschüttelt, niedergeschrieben, instrumentiert w.s.w. werden mussten. Wer sollte da nicht an Wunder oder wenigstens an Herrn Strauss' Genie glauben?" Als Johann Strauss alle Novitäten aus dem Sommer 1859, darunter auch die Polka "Gruss an Wien" am 20. November 1859 zu Hause im k.k. Volksgarten vorgetragen hatte, berichtete der Journalist Eugen Eiserle im "Zwischen-Akt": "Diese neuesten Schöpfungen des fruchtbaren Walzerkomponisten atmen wieder jene Melodienfrische und jene pikante Form, welche seine früheren Kompositionen so schnell populär gemacht haben.“ Der Verleger Carl Haslinger, dem Johann Strauss sein Werk wohl bereits im Sommer zugeschickt hat, konnte die Polka "Gruss an Wien" etwa gleichzeitig mit dem Konzert herausgeben. Text: Prof. Franz Mailer (1998)
Freitag, 25. Oktober 202418.00 Uhr Graz ⁄ Congress ⁄ Stefaniensaal
Konzert zum Nationalfeiertag
Johannes Wildner Dirigent
Programm Johann Strauss (Sohn) : Ouvertüre zur Operette «Indigo und die vierzig Räuber» Johann Strauss (Sohn) : Gruß an Wien / Polka française op. 225 Johann Strauss (Sohn) : Wo die Citronen blüh´n / Walzer op. 364 Johann Strauss (Sohn) : Vom Donaustrande / Polka schnell op. 356 Johann Strauss (Sohn) : Bauern-Polka / Polka française op. 276 Josef Strauss : Hesperusbahnen / Walzer op. 279 Pause Johann Strauss (Sohn) : Erinnerung an Covent Garden / Walzer op. 329 Eduard Strauss I : Carmen-Quadrille op. 134 Johann Strauss (Sohn) : Im Krapfenwald´l / Polka française op. 336 Josef Strauss : Vélocipède / Polka schnell op. 259 Johann Strauss (Sohn) : Neue Pizzikato-Polka, aus der Operette «Fürstin Ninetta» op. 449 Johann Strauss (Sohn) : Rathhaus-Ball-Tänze / Walzer op. 438 Zugabe Hans Christian Lumbye : Champagner-Galopp op. 14 Johann Strauss (Sohn) : Auf zum Tanze! / Polka schnell op. 436 Johann Strauss (Vater) : Radetzky-Marsch op. 228
Graz ⁄ Congress ⁄ Stefaniensaal Sparkassenplatz 1 8010 Graz Österreich
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