Die «Furioso-Polka» von Johann Strauss (Sohn) hat stets, wenn sie in einem Konzert aufgespielt worden ist, ein völlig unterschiedliches Echo beim Publikum ausgelöst: ein Teil der Zuhörer war begeistert über das «Furioso» im frappierenden Ablauf der Komposition, der andere räsonierte: « … das klingt nicht nach Strauss!» Wenn der Zeichner des Titelblattes der Erstausgabe tatsächlich dargestellt hat, was der Komponist mit diesem Werk erreichen wollte, dann hat sich Strauss mit der rasanten Schnellpolka («quasi Galopp») einen Jux gemacht, und zwar einen sehr drastischen. Die Illustration zeigt zwei Kobolde, die ein Seil quer durch den Tanzsaal gespannt haben in der Absicht, die dahinrasenden Paare tückisch zu Fall zu bringen. natürlich wollte der Komponist nicht erreichen, dass es bei diesem Werk zu einer Gefahr für die Tanzenden kommen sollte; nur die Hörgewohnheiten sollten aus den gewohnten Bahnen gedrängt, ja sogar geworfen werden. Pointiert schnurrt das Werk dahin; rasch wechseln die Tonarten, drastisch setzen die Bläser Akzente, aufgeregt rasen die Streicher über die Tonleiter. Für ein virtuoses, präzises Orchester ist der Vortrag der «Furioso-Polka» eine Herausforderung! Das Werk ist im Sommer 1861 in Russland entstanden und war zum ersten Male beim Benefizkonzert der Komponisten am 14. September (das ist der 2. September nach dem russischen Kalender) in Pawlowsk bei St. Petersburg zu hören. Die Strauss-Kapelle hat das skurrile Stück erst am 17. November 1861 gespielt, anlässlich des ersten Auftretens des Komponisten nach seiner Rückkehr nach Wien. Johann Strauss (Sohn) hat es selbst im Volksgarten dem Publikum vorgeführt. Wie es auf die Zuhörer damals gewirkt hat, ist nicht überliefert: es ging gleichsam in der Wiedersehensfreude unter! Text: Prof. Franz Mailer
Johann Strauss (Sohn) : Furioso-Polka (quasi Galopp) op. 260 © by WJSO-Archive
Mittwoch, 05. Februar 202520.00 Uhr Hamburg ⁄ Elbphilharmonie
Konzert in Hamburg
Johannes Wildner Dirigent
Programm Johann Strauss (Sohn) : Ouvertüre zur Operette «Der Zigeunerbaron» Johann Strauss (Sohn) : Banditen-Galopp / Polka schnell op. 378 Johann Strauss (Sohn) : Annen-Polka op. 117 Johann Strauss (Sohn) : Nordseebilder / Walzer op. 390 Johann Strauss (Sohn) : Nur fort! / Polka schnell op. 383 Johann Strauss (Sohn) : Stadt und Land / Polka mazurka op. 322 Johann Strauss (Sohn) : Perpetuum mobile / Musikalischer Scherz op. 257 Johann Strauss (Sohn) : Künstlerleben / Walzer op. 316 Pause Johann Strauss (Sohn) : Ouvertüre zu «Eine Nacht in Venedig» Johann Strauss (Sohn) : Maskenball-Quadrille, nach Motiven aus Verdi´s Oper «Un ballo in masquera» op. 272 Johann Strauss (Sohn) : Mephistos Höllenrufe / Walzer op. 101 Johann Strauss (Sohn) : Furioso-Polka (quasi Galopp) op. 260 Johann Strauss (Sohn) : Neue Pizzikato-Polka, aus der Operette «Fürstin Ninetta» op. 449 Johann Strauss (Sohn) : An der schönen blauen Donau / Walzer op. 314
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