Im Februar 1887 hat Johann Strauss mit der Komposition eines Bühnenwerkes begonnen, das nicht dem üblichen Operettenschema folgen, sondern ein - wenn auch im 17. Jahrhundert spielendes - modernes Stück mit einer realistischen Handlung bieten sollte. Der junge Librettist Victor Léon (recte: Victor Hirschfeld, 1858 - 1940) hatte ihm den Stoff frei nach dem im „Dreissigjährigen Krieg" angesiedelten Roman "Der abenteuerliche Simplicius Simplicissimus" von Grimmelshausen vorgeschlagen und arbeitete, als Johann Strauss sich von dem Stoff begeistert zeigte, - mühsam genug - das Textbuch aus. Im Mai 1887 übersiedelte Johann Strauss mit Adèle nach Coburg. Er musste sich einige Zeit in dem freundlichen Städtchen am Südrand des Thüringer Waldes aufhalten, weil er im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, dessen Hauptstadt Coburg damals war, endlich eine rechtsgültige Heirat mit Adèle erreichen wollte. In der Zeit, die Jean und Adèle widerwillig in dem hügeligen Städtchen verbrachten, wurden grosse Teile des Bühnenwerkes fertiggestellt, das indessen den Titel: "Simplicius" erhalten hatte. Strauss bekam, wie aus seinen Briefen hervorgeht, in der Zurückgezogenheit seines Ausharrens bis zum Hochzeitstag, dem 15. August 1887, Heimweh nach Wien. Daher schrieb er gerade in der Zeit, in der er soeben Bürger von Sachsen-Coburg und Gotha geworden war, jene wienerischen Melodien nieder, die er im Stück verwendete und schliesslich teilweise neu arrangiert - im Walzer "Donauweibchen" zusammenfasste. Die Walzermotive flogen ihm zu wie in seiner Jugendzeit. Jene Melodie, die er für die Romanze des Einsiedlers im Stück und dann im ersten Walzer verwendete, überraschte ihn des Nachts, sodass er sie mit Buchstaben auf dem Leintuch notiert hat. Als dann am 17. Dezember 1887 "Simplicius" auf der Bühne des Theaters an der Wien erschien, war das Publikum von der langatmig dargebotenen Handlung derart enttäuscht, dass es die herrliche Musik geradezu ignorierte. Noch dazu fing der Federhut eines als Landsknecht auftretenden Choristen beim Vorbeigehen an einer Gasbeleuchtung Feuer, sodass sich Brandgeruch im Theater verbreitete und das Publikum in Panik zu geraten drohte. Johann Strauss, der sein Werk am Premierenabend selbst dirigierte, behielt die Nerven: er gab das Zeichen zur Wiederholung jener Romanze des Einsiedlers, mit der - wie erwähnt - der "Donauweibchen-Walzer" beginnt. Es trat tatsächlich Ruhe ein: die prächtige Melodie übte ihren vollen Zauber! Die weiteren Motive des Walzers, die verschiedenen Szenen der Operette entnommen worden sind, ergänzen einander vortrefflich und ergeben eine sich immer weiter entwickelnde, immer leidenschaftlicher sich steigernde Walzerpartie. Den Titel des Werkes holte Strauss aus dem Quartett im dritten Akt; er bezieht sich auf jene legendäre Nixe, die aus der Sagenwelt des Donauraumes stammt. Diese hatte - wie alle Nixen!- die Macht, junge Männer in ihren Bann zu ziehen und auf den Grund des Stromes zu holen. Diesem legendären "Donauweibchen" wurden zwei Denkmäler errichtet: eines ist aus Stein und befindet sich im Wiener Stadtpark; das andere besteht aus verführerischen Melodien - und dieses ist das Opus 427 von Johann Strauss, der Walzer "Donauweibchen", der zum ersten Male am 8. Januar 1888 von Eduard Strauss bei seinem Sonntagskonzert im Musikverein dem Publikum vorgestellt worden ist. Text: Prof. Franz Mailer (1998)
Sonntag, 26. Oktober 202515.30 Uhr Wien ⁄ Musikverein ⁄ Großer Saal
Jubiläumskonzert «200 Jahre Johann Strauss (Sohn)»
Johannes Wildner Dirigent
Programm Johann Strauss (Sohn) : Ouvertüre zur Operette «Waldmeister» Johann Strauss (Sohn) : Leichtes Blut / Polka schnell op. 319 Johann Strauss (Sohn) : Fantasieblümchen / Polka mazurka op. 241 Johann Strauss (Sohn) : Donauweibchen / Walzer op. 427 Johann Strauss (Sohn) : Tritsch-Tratsch-Polka op. 214 Johann Strauss (Sohn) : Gruß aus Österreich / Polka Mazurka op. 359 Johann Strauss (Sohn) : Bei uns z' Haus / Walzer op. 361 Pause Johann Strauss (Sohn) : Vergnügungszug / Polka schnell op. 281 Johann Strauss (Sohn) : An der Elbe / Walzer op. 477 Johann Strauss (Sohn) : An der Moldau / Polka française op. 366 Johann Strauss (Sohn) : Wo die Citronen blüh´n / Walzer op. 364 Johann Strauss (Sohn) : Csárdás aus der Oper «Ritter Pásmán» op. 441 Johann Strauss (Sohn) : Kaiser-Walzer op. 437
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