Noch während der zweijährigen Arbeit an seinem zunächst als komische Oper geplanten, dann aber doch zur Operette umgestalteten Bühnenwerk "Der Zigeunerbaron", fasste Johann Strauss die im Dreivierteltakt stehenden Tanzmotive zusammen und gliederte sie schliesslich in eine vierteilige Walzerform. Man hat nach dem Erscheinen der Operette "Der Zigeunerbaron" am 24. Oktober 1885, also am Vorabend des 60.Geburtstages des Komponisten, auf der Bühne des Theaters an der Wien davon geprochen, das Werk sei eine österreichisch-ungarische Melange, entspreche also dem politischen Dualismus (Kaisertum Österreich und Königreich Ungarn); andere Kritiker meinten allerdings, Strauss habe die Magyaren deutlich bevorzugt. Daran ist aber nur richtig, dass der Meister von Jugend an die Tanzweisen des Landes jenseits des Grenzflusses Leitha ebenso souverän beherrscht hat wie den Wiener Walzer. Der Reichtum an wienerischen Weisen in der Partitur der Operette "Der Zigeunerbaron" erwies sich immerhin als gross genug, um den Schatz dieser Melodien als pures Gold erscheinen zu lassen. Seinen Titel erhielt der "Zigeunerbaron-Walzer" durch die begeisterte Melodie im Dreivierteltakt, die im Stück erklingt, sobald sich die Suche nach einem geheimnisvollen Schatz als erfolgreich erweist (Walzer Nr. 2: "Ha, seht, es winkt, es blinkt, es klingt"). Die Einleitung ist dem Finale des1.Aktes entnommen (Nr. 7 der Operette), der erste Walzer dem Finale, mit dem ursprünglich der 2. Akt abgeschlossen wurde (Nr. 13: "So voll Fröhlichkeit"). Im dritten Walzerteil wird zuerst das Sittenkommisions-Couplet verwertet (2.Akt, Nr. 12) und dann der unwiderstehliche Walzerteil aus dem Auftrittslied des Barinkay ("Ja, das alles auf Ehr'). Der vierte Walzer zitiert aus dem 2. Akt das Trio aus Nr. 9 ("Doch mehr als Gold und Geld") und schliesslich das Motiv aus dem Einzugschor ("Das wär kein rechter Schiffersknecht").Die Uraufführung des "Schatz-Walzers" im Konzert der Strauss-Kapelle am 22. November 1885 hat sich der Komponist selbst vorbehalten. Er kokettierte vorher ein wenig, als sei er vom Erfolg seines Auftretens nicht überzeugt, und schrieb auf ein Billet: "Bitte Dich, die Herren Kalbeck und Dömpke [beide waren Musikkritker] auf das Konzert am Sonntag vergessen zu lassen. Beide Herren müssten sich wahrhaftig mopsen - meine Leistung dort ist eine zu geringe, als dass ich Ihren Besuch verantworten könnte. Würde ich noch geigen - dann könnte ich wenigstens noch zeigen, was ein Walzerstrich ist! Aber mit dem Staberl in der Hand einen Walzer aufführen, ist zu dumm." Nun - Johann Strauss hat am 22. November 1885 auch mit dem Taktstock frenetischen Beifall des Publikums ausgelöst. Seither hat sich oft erwiesen, dass ein Dirigent auch mit dem Taktstock Triumphe feiern kann - bei Strauss-Konzerten freilich nur dann, wenn er die Geiger zum "wienerischen Walzerstrich" anhalten kann.
Samstag, 29. November 198020.00 Uhr Neu Isenburg ⁄ Hugenottenhalle
Konzert in Neu Isenburg Tournee durch Deutschland 1980
Willi Boskovsky Dirigent
Programm Franz von Suppè : Ouverture zu «Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien» Johann Strauss (Sohn) : Morgenblätter / Walzer op. 279 Johann Strauss (Sohn) : Leichtes Blut / Polka schnell op. 319 Johann Strauss (Sohn) : Schatz-Walzer op. 418 Josef Strauss : Feuerfest! / Polka française op. 269 Pause Johann Strauss (Sohn) : An der schönen blauen Donau / Walzer op. 314 Johann Strauss (Sohn) : Unter Donner und Blitz / Polka schnell op. 324 Franz Lehár : Gold und Silber / Walzer op. 79 Johann Strauss (Sohn) : Im Krapfenwald´l / Polka française op. 336 Johann Strauss (Sohn) : Accellerationen / Walzer op. 234 Zugabe Johann Strauss (Vater) : Radetzky-Marsch op. 228
Neu Isenburg ⁄ Hugenottenhalle Frankfurter Straße 152 63263 Neu Isenburg Deutschland Webseite Saal Information Anreise Information Ort auf Karte anzeigen
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