Kritik aus der Zeitung «La Vanguardia» (deutsche Übersetzung)
Dienstag, 04. Jänner 1983
Das Wiener Johann Strauss Orchester und der Donauwalzer
Kann sein, dass die Donau gar nicht blau ist, aber wer würde es wagen, es zu leugnen, wenn es einen Johann Strauss (Sohn) gibt, der es zustande bringt, uns mit seiner Musik davon zu überzeugen und außerdem davon, dass sie schön ist?
Und zweifellos soll es so sein, wenn wir uns vereinen im köstlichen Werk des vielleicht größten Walzerkomponisten. Wogend, vornehm, bezaubernd und perfekt fesselte der Donauwalzer die Aufmerksamkeit des Publikums, das sich im zum Bersten vollen Palau de la Musica versammelt hatte und nach jeder Darbietung des Wiener Johann Strauss Orchesters lebhaften Beifall spendete. Die Musiker führten das faszinierende Fließen des Dreivierteltaktes vor, ohne das man diese Bewegung,
im Gegensatz zu dem, was eine Figur aus einer Operette - ist sie von Franz Lehar? - einmal sagt, als Dreinhalbetakt auffassen könnte. Keinerlei Geschmacklosigkeit oder Einbuße an Seriosität! Die Musikalität des Wiener Orchesters, soweit sie die Wiedergabe der Walzer betrifft, war mehr als fundiert in der Realisierung eines attraktiven Programms, das die Aufgabe hatte, uns zu unterhalten und uns die Feiertage um Neujahr angenehmer zu machen. Die künstlerische Ernsthaftigkeit wirkte nie hölzern, sondern war aufgelockert durch Humor und Witz. Ich sagte zuvor «Programm», aber ich hatte keines - ich weiß nicht, welche widrigen Umstände Schuld daran waren, dass das Publikum nicht die Möglichkeit hatte, die Reihenfolge der Walzer, Polkas und Märsche, die gespielt wurden, einem Verzeichnis zu entnehmen.
Allerdings wurde Abhilfe geschaffen durch die Stimme Josep Maria Monegals, der die Stücke ansagte. Diese Aufgabe erledigte der bekannte Ansager mit gewohnter Eleganz. Und so erfuhren wir, dass sich an die ausdrucksvollen «Morgenblätter» die «Schmiedpolka», «Wein, Weib und Gesang», «Wiener Blut», «Auf Ferienreisen», «Annenpolka» und «Wo die Citronen blühen» reihten, danach der heiß ersehnte Donauwalzer, zwischen anderen ausgewählten Stücken, folgte. Sicher war es angebracht, dass die Reihenfolge der Werke durch Mikrophon angesagt wurde, unser Genuss wäre ohne das aber nicht kleiner gewesen, da wir das Gefühl hatten, alle deswegen im Palau zu sein, weil wir hofften und vorhatten, uns faszinieren zu lassen von den liebenswürdigen, eleganten Musikern mit ihrem großen musikalischen Wissen, von dem sie einige Kostproben lieferten.
Muss eigens gesagt werden, dass die Walzer von Johann Strauss (Sohn) sehr ernst zu nehmen sind? Umso mehr, wenn sie mit dem hohen Niveau des Orchesters zusammentreffen, das den Namen des sogenannten Walzerkönigs trägt und von der Identifikation mit ihm, dem Meister Alfred Eschwe, dirigiert wird.
Es gab natürlich Draufgaben, und deren Schönheit im Sinn, wünschten wir einander mit besonders fröhlichem Lächeln ein glückliches neues Jahr.
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