Zeitungskritik «La veu del baix ebbe» (deutsche Übersetzung)
Freitag, 14. Jänner 1983
Wiener Johann Strauss Orchester: Qualität und Liebenswürdigkeit im Konzert am Vorabend des Dreikönigstages.
Es war das zweite Mal, dass das Wiener Johann Strauss Orchester uns besuchte, zur gleichen Zeit und am selben Ort wie letztes Mal: an einem Dreikönigs-Vorabend, erfüllt von Ausgelassenheit und kindlichen Vergnügungen und im Salón del Patronato, der zum Übergehen voll war von begeisterten Zuhörern. Es war das zweite Mal, und uns kam es bereits vor wie ein fester jährlicher Brauch, da wir es so sehnlich erwartet hatten.
Ein größeres Orchester war die Neuigkeit für dieses Jahr, gleich geblieben waren das klangliche Gleichgewicht und der sensible Ausdruck, das Fehlen jeglicher Manieriertheit, die brillante und überzeugende Phrasierung in jedem Stück des Programms, das das Wiener Ensemble uns dieses Jahr bot.
Es waren vergnügliche Stunden mit hinreißenden Walzern, rhythmisch furiosen Polkas und dörflich anmutenden Mazurken, Stunden der Virtuosität und des köstlichen Humors seitens der Instrumentalisten. All das wurde dargeboten von ein paar außergewöhnlichen Musikern. In der Atmosphäre gespanntester Aufmerksamkeit, die im Saal herrschte, lieferten sie Interpretationen von hohem Niveau, in denen sich die Melodien mit Anmut gestalteten und sich zwanglos dem Rhythmus anpassten, wo den Violinen einmal das Echo der Bratschen und Kontrabässe gegenüberstand, dann wieder der warme Ton der Celli, die sichere Brillanz der Trompeten oder die Leichtigkeit der Oboen.
Die Fröhlichkeit, die Zartheit, die lyrische Fülle und das kontrastreiche Programm erfüllten natürlich die Anwesenden mit Dankbarkeit gegenüber dem großen Können jedes einzelnen Musikers und der außerordentlichen Qualität des von ihnen gebildeten Klangkörpers. Es waren alle Voraussetzungen gegeben, dass diese sogenannte leichte Musik mit einer Sorgfalt und Akribie ausgeführt wurde, als ob man es mit Kompositionen von größerem Gewicht und Ansehen zu tun hätte, weil jedes Instrument und jede Instrumentengruppe alle Werke sorgsam und mit liebevollem Ausdruck behandelte.
Die künstlerische Leitung des noch jungen Alfred Eschwe wurde zu einem großartigen Eindruck dadurch, dass er mit seiner Gestik und technischen Interpretation jedem Werk gerecht wurde, geleitet von dem Vorsatz, die jedem einzelnen Stück innerhalb des Konzertprogramms zukommende Stellung zu erfassen, sodass alle zusammen mit den ihnen eigentümlichen Charakteristika ein geschlossenes Ganzes bildeten.
Das Publikum, das den Saal zur Gänze füllte, hatte sich durch Zu-spät-Kommen zwar ein klägliches Armutszeugnis ausgestellt, bekundete den Wiener Musikern seine Begeisterung aber nach jedem Stück mit heftigem Applaus und am Schluss mit so jubelnden Beifallskundgebungen, dass das Orchester liebenswürdiger Weise zwei Draufgaben spielte.
Auf der Straße, schon umfangen von der Stimmung des Dreikönigsfestes, fragten wir uns, ob dieses kostbare Geschenk der Stadtgemeinde an die Bevölkerung Tortosas in den kommenden Jahren wohl wiederholt werden wird, und der lebhafte Wunsch, dass es so sein möchte, wurde in uns wach, da wir noch ganz erfüllt waren von dem wunderbaren Klang des Wiener Johann Strauss Orchesters, das dank der musikalischen Abteilung des Kulturamtes der Gemeinde an die Ufer des Ebro gekommen ist, sowie dank der Großzügigkeit unseres Patronats, das sein Lokal zur Verfügung gestellt hatte.
Künstlerischen Qualität und menschliche Liebenswürdigkeit waren die Glanzlichter des Konzertes, Eigenschaften, die ein freundschaftliches und begeistertes Echo in unserem Publikum fanden.
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