Konzert in Sarasota

Josef Strauss
Geheime Anziehungskräfte (Dynamiden) / Walzer
op. 173 (1865)

Für den Ball des Vereins der industriellen Gesellschaften am 30. Jänner 1865 in den Redoutensälen komponierte Josef Strauss eine Walzerpartie, die er Dynamiden nannte. Selbst ein ausgebildeter Techniker, bezog er sich mit dem Titel auf einen von Ferdinand Jacob Redtenbacher, dem Begründer des wissenschaftlichen Maschinenbaus, 1857 geprägten Begriff. Redtenbacher verstand darunter die Grundlagen der Molekularkräfte, die für Zusammenhalt und Anziehung von Stoffen verantwortlich sind.

Bezeichnenderweise erwähnten die Blätter, die über den Ball berichteten, Josef Strauss mit keinem Wort. Die Wiener Zeitung wollte sogar wissen, dass Johann die Dynamiden dirigierte. Einig war man sich darüber, dass die Novität großen Anklang fand, wohingegen offen bleiben muss, ob die kostbare symphonische Introduktion schon damals und nicht erst bei der ersten konzertmäßigen Darbietung des Werks am 5. März 1865 im Volksgarten gespielt wurde. In dieser Veranstaltung stellten die drei Brüder sämtliche ihrer Novitäten des abgelaufenen Karnevals der Öffentlichkeit vor.

Den Dynamiden wurde in der Konzertankündigung in Klammern eine allgemein verständlichere, poetischere Bezeichnung beigegeben, die besagte Introduktion so treffend charakterisiert: Geheime Anziehungskräfte. Diese wurde in der Druckausgabe der Klavierfassung schließlich zum neuen Haupttitel, vermehrt um die Opuszahl 173.

Besonders angezogen von diesem Werk fühlte sich offenbar der mit den Tanzmusik-Komponisten Strauss nicht verwandte Richard Strauss. Mit nur geringen Änderungen zitiert er nämlich das erste Walzerthema in seiner Oper Der Rosenkavalier. Ob dies bewusst oder unbewusst geschah, ist nicht bekannt; an einen Zufall zu glauben ist jedoch ob der großen Ähnlichkeit schlechterdings unmöglich.

Text: Dr. Thomas Aigner

Josef Strauss: Geheime Anziehungskräfte (Dynamiden) / Walzer op. 173 (1865)
© by WienBibliothek im Rathaus (2021)

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Sonntag, 01. Februar 198715.00 Uhr
Sarasota ⁄ Van Wenzel Hall

Konzert in Sarasota
2. USA Tournee

Kurt Wöss Dirigent

Reiseanekdote:

Nach dem Konzert in Washington kam es zu einer geradezu rührenden Geste, als Mistislav Rostropovich, der berühmte Cellist und Chefdirigent des National Orchesters Washington zu Wöss in die Garderobe kam und ihm kniend für dieses Konzert dankte. Nun mag man dieses Geschehen mit einem Hang des Russen zum Theatralischen und zum Pompösen relativieren, übrig bleibt auf jeden Fall ein tief empfundener Dank für eine großartige Leistung des Orchesters unter der begeisternden Leitung von Kurt Wöss. Unter den Besuchern dieses Konzertes befand sich auch Rudolf Bing, der ehemalige Direktor der Metropolitan Oper. Deutlich gezeichnet von seiner schweren Krankheit kam er zu Wöss in die Garderobe und schenkte ihm ein Päckchen Kaffee auf dem vermerkt war "Wiener Röstung".

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Kurt Wöss
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