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Saturday, 08. September 197918.00 o' clock
Montevideo ⁄ Teatro Solis

Concert in Montevideo
2nd. South America-Tour

Kurt Woess conductor

Program
Johann Strauss II : Ouverture to «Die Fledermaus»
Johann Strauss II : Anna Polka op. 117
Josef Strauss : Watercolours / Waltz op. 258
Josef Strauss : Without a Care! / Quick polka op. 271
Josef Strauss : Mysterious Powers of Attraction (Dynamiden) / Waltz op. 173
Johann Strauss II : Perpetual Motion / Musical joke op. 257
Johann Strauss II : Thunder and Lightning / Quick polka op. 324
Break Johann Strauss II : Persian March op. 289
Johann Strauss II : Wine, Women and Song / Waltz op. 333
Johann Strauss II : Eljen A Magyar! « Long Live the Magyar!» / Quick polka op. 332
Johann Strauss II : Cuckoo Polka / Polka française op. 336
Johann Strauss II : Artist’s Life / Waltz op. 316
Johann Strauss II : New Pizzicato Polka, from the Operetta «Fürstin Ninetta» op. 449
Johann Strauss II : Excursion Train / Quick polka op. 281
Johann Strauss II : The Blue Danube / Waltz op. 314
Encore Johann Strauss I : Radetzky March op. 228


Kritik aus der Zeitung «El Pais Montevideo»
8. September 1979

Der Wiener Walzer in Reinkultur.

Konzert des Wiener Johann Strauss Orchesters aus Wien, veranstaltet vom Centro Cultural de Musik. Dirigent Kurt Wöss. Programm: Ouvertüre zur Fledermaus, Walzer und Polkas von Johann und Josef Strauss, im Teatro Soli Samstag, den 8.

Ein ausverkauftes Solis erwartete das Wiener Orchester, das die Walzerkönige 1826 gegründet hatten und das fast von Anfang an Zeugnis und Inbegriff des Geistes jener fröhlichen und selbstbewussten Stadt wurde. Niemand kann wie sie die Frische und die Melodie dieser Tradition bewahren. Wenn auch das Ensemble Johann Strauss nicht mehr unter freiem Himmel auftritt oder in überfüllten Kaffehäusern, so konnte es doch die Atmosphäre erhalten, und die Routine hat nicht die Spontanität der Wiedergabe beeinträchtigt. Man weiß, dass professionelle Musiker von hohem Niveau (wie es die Mitglieder diesesOrchester sind) zu gravitätischem Gehaben tendieren und dazu alles zu ernst zunehmen. Aber um diesen Anschein zu vermeiden, ist der überschäumende Dirigent Kurt Wöss da, ein Musiker von bewundernswerter Versiertheit und Begabung, mit einem unerschütterlichen Sinn für den Rhythmus und authentischer stilistischerAnmut. Sein Dirigieren wirkt unbeschwert und gelöst, aber alles ist kontrolliert und wohl ausgewogen durch die Präzision und die Gewandtheit des großen Meisters. Dieser Mensch besitzt außerdem die angeborene Fröhlichkeit eines wahren Conferenciers von Kaffeehaus-Konzerten, und seine Scherze und kleinen Witze (die einige allzu förmliche Zuhörer aus Montevideo schockierten) haben keinen anderen Zweck, als seinen Musikern die lebendige Verpflichtung inErinnerung zu rufen, die Musik nicht mechanisch ablaufen zu lassen und dem Publikum die Möglichkeit zu bieten, das Spiel und den Charakter dieser Werke ganz zu erfassen. Man weiß allgemein, dass der Ritus eines Symphoniekonzertes immer eine etwas kühle Angelegenheit ist. Man muss nur die Mienen und das förmliche Benehmen des Publikums zu Beginn des Abends betrachten, um zuerraten, dass diese Leute noch nie Strauss gehört oder zu Ihm getanzt haben, sondern sich in die Matthäuspassion zu vertiefen schienen. Aber der Impetus Kurt Wöss‘ und die Ungezwungenheit der Polkas mit ihren witzigen Imitationenund ihren ansteckenden Temperamentsausbrüchen verfehlten nicht ihre Wirkung. Imzweiten Teil des Abends hatte sich das Publikum bereits etwas entspannt, begann zu lachen und klatschte schließlich mit den Händen im Takt zum populären Ungarischen Marsch, angeregt vom Dirigenten auf der Bühne.

Trotzdem sollte das fröhliche Beisammensein uns nicht vergessen lassen, dass die Musik, die hier interpretiert wurde, mit höchster technischer Perfektion und Musikalität dargeboten wurde. Das ist Walzer in Reinkultur, ohne großsprecherisches Beiwerk, ohne künstlerische Übersteigerung des Glanzes der Instrumentation. Wenn die großen Orchester der Welt einen Walzer von Johann Strauss Sohn aufführen, so pflegt das mit gewichtiger und langweiliger Strenge zu geschehen oder mit falschen Effekten. Selten hört man ihn mit dieser liebenswürdigen Schlichtheit, mit dieser natürlichen Grazie, die aus den Wurzeln der Gattung selber kommt. Strauss ist ein Mensch, der Lied und Tanz vereinigt, er ist sozusagen eine Verschmelzung von Melodie und mitreißendem Rhythmus, und das Wiener Johann Strauss Orchester phrasiert und singt wie kein anderes und hat den tänzerischen Geist im Blut.

Kurt Wöss dirigiert so routiniert und elastisch, dass es nicht das kleinste Ritardando, Accelerando, keine Zäsur, nicht den geringsten vorbereiteten oder abrupten Wechsel in Tempo oder Dynamik gibt, den er nicht vorher deutlich anzeigt, was vom Orchester mit absoluter Exaktheit übernommen wird. Daher spielte es, als ob es improvisierte, als ob der Dirigent nicht nötig wäre. Welches Vergnügen wäre es, eine Haydn-Symphonie mit einem Dirigenten von diesem Format zu hören!

Die Instrumentalisten sind erstklassig, und sowohl alle Bläser, als auch die Streicher könnten in anderen europäischen Spitzenorchestern ehrenvoll bestehen (und tun es vielleicht auch). Der Gesamtklang ist durchsichtig und strebt mehr nach Beweglichkeit und gesanglichem Timbre als nach quantitativer Brillanz. Seine Begeisterung könnte weniger schwungvollen Kammerorchestern ein Vorbild sein. Zweifellos bedeuteteder Besuch des Wiener Johann Strauss Orchesters einen Höhepunkt des Jahres, und das Centro Cultural de Musica hat damit einen wahren Triumph der Programmgestaltung gefeiert.


Kritik einer Zeitung aus Montevideo
8. September 1979

Anmut, Musik und Wiener Stimmung

Konzert des Wiener Johann Strauss Orchesters aus
Wien. Dirigent: Kurt Wöss.

Werke von Johann und Josef Strauss: Ouvertüre zur Fledermaus, Annenpolka, Aquarellen-Walzer, Ohne Sorgen Schnellpolka, Dynamiden-Walzer, Perpetuum mobile, Donner und Blitz, Persischer Marsch, Wein Weib und Gesang, Ungarische Schnellpolka, französische Polka, Künstlerleben, Neue Pizzicato-Polka op. 281, Blaue Donau und einige Zugaben. Teatro Soli, Veranstaltung des Centro Cultural de Musica in Zusammenarbeit mit der Intendencia Municipal de Montevideo, 8. September 1979.

Der Besuch des berühmten Wiener Johann Strauss Orchesters unter der Leitung von Kurt Wöss ist mit goldenen Lettern in die Geschichte dieser Saison des Centor Cultural de Music geschrieben und fand in einem gesteckt vollen Teatro Solis statt. Wir müssen gestehen, dass wir einige Bedenken gehabt hatten gegen ein Programm mit ausschließlich leichter Musik ausWien. Aber die Wirklichkeit übertraf unsere Erwartungen.

Das Wiener Johann Strausss Orchester, bestehend aus fast 50 Musikern, ist ein Ensemble von bemerkenswertem Impuls, mit der Präzision eines Metronoms, mit einem Schwung und einem Stil, der imstande ist, auch den unaufmerksamsten Zuhörer aufzurütteln. Dazu kommt eine typisch wienerische Lebensfreude und Sensibilität, die aus jeder Darbietung ein Modell von Anmut, Ausgeglichenheit und Gewandtheit macht. Die Wiedergabe ist perfekt, die Phrasierung hervorragend. Über den Rhythmus ist zu sagen, dass er witzig, lebendig und unübertrefflich mitreißend ist, über den Ausdruck, dass er stilistisch hochstehend ist. Streicher, Bläser, Schlagwerker, spezielleEffekte, alles schien perfekt.

Der Dirigent, Kurt Wöss, ist ein erfreulicher Anblick: Mit blendenden Einfällen, unerwarteten Gesten und einer Musikalität, die wohl der des legendären Johann Strauss nahekommt, als er etwa eine Violine nahm, um den Donauwalzer gleichzeitig zu spielen und zu dirigieren, ein Dirigent, der sein ganzes Repertoire auswendig kennt; er erinnerte uns an einen anderen Wiener, Erich Kleiber, als er, mit den Augen bei den Musikern, dirigierte. Wöss ist ein rassiger Musiker, mit einer Tradition hinter sich, und in seiner bezaubernden Art drückt sich der schwungvolle Musiker aus, der sich den Werken, die schon lange die Welt erobert haben, anpasst. Es wäre nutzlos, unter 20 herrlichen Stücken das beste herausfinden zu wollen. Sie alle kamen in den Genuss einer hervorragenden Wiedergabe, und angefangen von der farbenfrohen und bezaubernden Annenpolka, über das Perpetuum mobile, das im «Etc.,Etc.» des Dirigenten auslief, bis zu «Ohne Sorgen» (wobei die Musiker mitsangen, was in diesem Konzert mehr als einmal vorkam), war der erste Teil des Abends einewundervolle Überraschung. Ein Teil des Publikums allerdings schien der Tetralogie Wagners zu lauschen und fand nicht in die rechte Stimmung, aber derzweite Teil beseitigte alle Zweifel.

Während einer Blütenlese, beginnend beim Persischen Marsch, über Künstlerleben (wunderbar, weil voll von Elan und Versiertheit) bis zum meisterhaften «Wein, Weib und Gesang», steigerte sich das Erstaunen bis zu Pizzicato-Polka, wo aus jedem einzelnen Takt Musik strömt, und zum Donauwalzer, einem geradezu magischen Augenblick, den man sich merken muss. Für die Begeisterung des Publikums spielten die Wiener noch einige Zugaben, alle humoristisch, mit bemerkenswerter Präzision, eine mit Champagner am Schluss,eine andere mit dem Geräusch eines Amboss und die Letzte mit Händeklatschen des begeisterten Publikums.

Ein Triumph des Humors und der Fröhlichkeit dieser unsterblichen Musik, die in Wahrheit weder Kritik noch Lob braucht. Ein Fragment vergangener Pracht, des Wiens Franz Josephs, der Familie Strauss und der Walzer, Märsche, Polkas und Galoppe, die die Welt mit ihrer schwerelosen Schönheit erobert haben. Unser Dank für dieses außergewöhnliche Erlebnis gehört dem ausgezeichneten Wiener Johann Strauss Orchester aus Wien, seinem Dirigenten Kurt Wöss und dem Centro Cultral de Musica.


Kritik einer Zeitung aus Montevideo
8. September 1979

Wunderbares Wiener Konzert

Ein historisches musikalsiches Ereignis hat Montevideo erlebt, dank des Auftretens des Wiener Johann strauss Orchesters aus Wien mit dem Dirigenten Kurt Wöss in einer vom Mozarteum Argention und dem Centro Cultural de Musica gemeinsamorganisierten Veranstaltung im Saal des Teatro Solis.

Die Musik der Familie Strauss fasziniert das Abendland noch nach mehr als einem Jahrhundert. Ihr bester Interpret ist dieses Orchester geworden, zur Zeit auf seiner zweiten Südamerikatournee, welches von dem Orchester abstammt, das von den berühmten Komponisten, den Strauss, selbst dirigiert wurde, seit seiner Gründung 1826 durch Johann Strauss I und zu höchstem Ruhm gelangte durch Johann Strauss II.

Der letzte Sohn, der es dirigierte, war Eduard Strauss. Nun hat Kurt Wöss diese verantwortungsvolle Funktion übernommen, ein anerkannter Musiker, der von Anfang an die ersten international bekannten Symphonieorchester dirigiert hat, wie die Philharmoniker von Berlin, Wien, NewYork und London und zuletzt die höchste staatliche Auszeichnung Österreichs erhielt: das Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft.

Die 46 Musiker haben neulich mit 56 Konzerten in großen Städten der USA und Kanadas Triumphe gefeiert. In den eingeschobenen Erklärungen bekannte sich das Orchester so vorbehaltlos wie kein anders Ensemble zum lebendigen Weiterbestand der Tradition der Wiener Musik. Die Walzer, Polkas, Galoppe und Märsche bezeugten angeborene Lebensfreude und Sinn für Schönheit, hervorgegangen aus dem bereits erwähnten Stil. An diesem außergewöhnlichen Abend, der den Werken Johann Strauss gewidmet war, erlebte man eine wahre und mit höchster Werktreue einstudierte Wiederentdeckung der Werke des berühmten Komponisten.

Wenn im ersten Teil die Ouvertüre zur Fledermaus noch sehr verhalten schien, so zeichneten sich in der Annenpolka schon wunderbarer Ausdruck und Intensität ab, und in der Schnellpolka «Ohne Sorgen» wurde der spezifische klangliche Charakter zur Gänze erreicht. Der Dynamidenwalzer und Perpetuum mobile fielen durch die hervorragend getroffenenTempi auf, und die letzte Nummer, «Donner und Blitz», stellte dem Orchester das beste Zeugnis aus.

Im zweiten Teil wurde mit großer Präzision der Persische Marsch vorgetragen, gefolgt von der Anmut von «Wein, Weib und Gesang», dem Humor von «Im Krapfenwaldl» (mit französischen Anklängen), der gesanglichen Melodik des Künstlerlebens, der technischen Brillanz der Neuen Pizzicato-Polka, dem lebhaften und sehr typischen Galopp des Vergnügungszuges und der auserlesenen Liebenswürdigkeit der blauen Donau.

Alles in allem, ein musikalisches Ereignis, das in die Geschichte der Konzerte Uruguays eingehen wird.


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Venue

Montevideo ⁄ Teatro Solis
Buenos Aires 678
11000 Montevideo
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